„Morgen ist Dienstag, morgen ist Dienstag“, trällerte Paula als die Mutti sie vom Kindergarten abholte. „Du freust dich immer sehr auf Oma, stimmst mein Schatz“, lächelte die Mutti. „Oma freut sich genauso auf diesen Tag wie du, auch sie findet es schön, dich einmal in der Woche bei sich zu haben.“ „So schön wie das Wetter ist, gehen wir bestimmt Eis essen“, strahlte Paula „ich weiß jetzt schon, welchen Eisbecher ich mir aussuche.“ „Sicher geht Oma mit dir Eis essen“, bestätigte die Mutti.
Kaum war Paula am nächsten Tag mit dem Frühstück fertig, konnte sie es kaum erwarten, bis Mutti sie zur Oma fuhr. Jetzt stürmte Paula in Omas Stube, schlang die Arme um ihren Hals: „Ich möchte einen Pipiplatschbecher“, rief sie voll Begeisterung. „Hallo, hallo, wer ist denn da so stürmisch? Erst heißt es wohl Guten Morgen“, schmunzelte die Großmutter. „Guten Morgen, Oma“, kam es jetzt von Paula.
„Paula hat schon den ganzen gestrigen Nachmittag vom Eisessen mit dir geschwärmt“, erklärte Paulas Mutti. „Natürlich gehen wir nachher auch Eis essen“, Oma lächelte ihrer Enkelin zu.
Schon bald schlenderten Beide Hand in Hand durch das Kaufhaus. Bevor sie ins Kaffee gingen, hatte Oma noch einige Besorgungen zu erledigen. Endlich saß Paula vor ihrem ersehnten Eisbecher. Warum musste auch gerade jetzt eine Wespe angesummt kommen, um von Paulas Eis zu kosten? Paula zuckte zurück, versuchte die Wespe zu verscheuchen und schon landete der Löffel mit dem Schokoladeneis auf ihrem schönen weißen T-Shirt. „Oh, oh“, meinte Oma. Auch Paula schaute etwas verdutzt, dann sagte sie aber schnell: „Das wäscht Mutti wieder aus!“ „So lange brauchen wir nicht warten“, erwiderte Oma, „iss in Ruhe dein Eis. Dann gehen wir nach Hause, ich muss sowieso waschen. Ich stecke dein T-Shirt mit in die Maschine und wenn Mutti kommt, ist es längst aus dem Trockner und du hast es sauber an.“ „Danke Oma“, freute sich Paula und ließ sich mit großem Appetit das Eis schmecken. Längst hatte die Wespe das Weite gesucht.
„Früher war das nicht so einfach“, erklärte Oma jetzt ihrer Enkelin. „Es gab keine Waschmaschinen, auch das Waschpulver war noch nicht so gut wie heute. Meine Mutter musste die Wäsche auf dem Waschbrett waschen. Dazu benutzte sie Kernseife und eine Bürste. Für unser Haus gab es einen Waschraum, den meine Mutter einmal in der Woche benutzen durfte. In einem großen Kessel wurde das Wasser erhitzt, indem man den Herd, unter dem der Kessel, mit Holz und Kohle heizte. In das Wasser im Kessel kam Waschpulver und die Weißwäsche. War das Wasser heiß genug, wurde die Wäsche mit einem langen derben Stock aus dem Kessel geholt und in die Wanne getan. Das war gefährlich, leicht hätte man sich mit dem kochenden Wasser verbrühen können. In der Wanne befand sich das Waschbrett, auf dem durch Rubbeln oder Bürsten die Wäsche gesäubert wurde. Ich hatte zwei Kleider. Hosen gab es nicht für Mädchen. Eins für den Sonntag und eins für die Woche. Samstagabend wusch dann meine Mutter das Kleid aus, damit ich es montags wieder anziehen konnte.“ „Das ist aber viel Arbeit“, staunte Paula. „Bist du da immer schmutzig herumgelaufen?“ „Schmutzig war ich nicht, ich hatte gelernt mich vorzusehen und kleine Flecken rieb meine Mutter abends raus, jedoch nicht ohne mich zu ermahnen, mich am nächsten Tag besser in Acht zu nehmen“. „Das wäre nichts für mich“, meinte Paula: „Da konntest du ja gar nicht richtig spielen!“ „Doch, ich konnte schon spielen, einmal riss ich mir sogar ein Loch in den Rock, das war schlimm! Aber das ist eine andere Geschichte.“ „Ich bin fertig, wir können gehen!“ Paula holte ihre Oma in die Gegenwart zurück. „Deine Geschichten sind immer interessant“, bewunderte Paula ihre Oma. © Christina Telker