Heiß brannte die Sonne vom Himmel, der Sommer erreichte seinen Höhepunkt. In den Gärten, Wiesen und Wäldern standen die Blumen in voller Blüte. Käfer und Schmetterlinge erfreuten sich an ihrem Duft. Sie flogen von Blüte zu Blüte, um sich am Nektar zu laben. Fridolin jedoch trieb es gar zu arg. Fridolin war eine kleine Raupe, die so gefräßig war, dass sie am Nektar nicht genug bekam und die Blütenblätter gleich mit vertilgte. Die anderen Käfer sahen dem Treiben teils belustigt, teils mahnend zu, aber Fridolin dachte gar nicht daran, sich zu ändern. Sein Appetit war grenzenlos und schließlich wollte er einmal ein wunderschöner Schmetterling werden. Eines Tages verpuppte sich Fridolin und als er dann wieder erwachte, war sein Traum in Erfüllung gegangen. Er saß als Schmetterling auf einer leuchtend roten Blüte im Sonnenschein. Vorsichtig streckte er seine Flügel aus und genoss sein neues Leben. Zärtlich ging er von nun an mit jeder Blüte um und nippte nur behutsam von ihrem Nektar. Fridolin ahnte jedoch nicht, dass es in der kommenden Nacht auf der Wiese ein großes Fest geben würde. In der kürzesten Nacht des Jahres, in der es immer ein wenig hell blieb und nie ganz dunkel wurde, gab es für Falter, Käfer und Blumen das Fest des Jahres. Die Königin der Blumen, die Rose, lud hierzu ein. Im Reich der Blumen freute man sich das ganze Jahr auf diese Nacht. Schon am frühen Morgen begannen die Glockenblumen das Fest einzuläuten. Jede der Blumen schmückte sich für diesen Ball so gut sie konnte. Aber auch bei Käfern und Faltern herrschte große Aufregung. Die Glühwürmchen putzten ihre Lampen, um heute besonders gut leuchten zu können. Die Musikanten stimmten ihre Instrumente, Bienen und Blattläuse trugen Honig zusammen, um die Festtafel damit zu bereichern. So herrschte überall reges Treiben. Als sich der Tag seinem Ende zu neigte, kamen aus allen Teilen der Wiese, die schönsten Falter zum Festplatz geflogen. Jeder brachte ein kleines Geschenk für die Gastgeberin, die Rose, mit. Jeder Käfer und jeder Falter ließ sich auf einer Blüte nieder. Ein Summen lag in der Luft, wie man es an keinem anderen Tag des Jahres hören kann. Jetzt wurde auch Fridolin aufmerksam. Dieser Tag hatte soviel Neues für ihn zu bieten gehabt und nun, was war das? Der kleine Falter flog zu den Anderen hinüber, dort wo das lauteste Summen ertönte ließ er sich auf einem kleinen Vergissmeinnicht nieder. „Was geschieht hier?“, fragte er schüchtern. „Wir feiern heute die Mittsommernacht“, erklärte eine Libelle, die auch gerade angeflogen kam. „Darf ich bei euch bleiben?“ Fridolin schaute sich nach allen Seiten um. „Natürlich darfst du bei uns bleiben. In dieser Nacht sind wir alle gut Freund. Dies ist eine besondere Nacht, die es nur einmal im Jahr gibt.“ Fridolin blieb für diese Nacht seinem Vergissmeinnicht treu. Käfer Siebenpunkt hatte sich eine besonders schöne Rose erwählt. Die Schmetterlinge führten mit den Faltern gemeinsam einen Tanz auf. Auch Fridolin beteiligte sich mit Freude daran. Um Mitternacht fanden sich alle zu einem Festmahl zusammen. Es gab Wein von Walderdbeeren, Pilzragout, Sonnenblumenkerne und vieles mehr. Gerne hatte die Sonnenblume ihre Kerne zur Verfügung gestellt. Es war eine traumhafte Nacht. Tanz und Fröhlichkeit bestimmten das Fest. Aber leider, geht die schönste Zeit immer viel zu schnell vorüber. So ging es auch in diesem Jahr unseren Gästen auf der Wiese. Der Morgen graute und alle gingen nach Hause, die Glühwürmchen löschten ihre Laternen. Die ganze Nacht hatten sie fleißig ihr Licht gespendet. Fridolin schlief auf seiner Blume ein und träumte sich in den neuen Tag. Ein letzter Falter drehte seine Runde über die erwachende Wiese. Als die Menschen Stunden später durch die Wiese spazierten, ahnte keiner von dem Fest der Blüten, das in dieser Nacht stattgefunden hatte.© Christina Telker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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