„Wann beginnt der Frühling?“, fragte Katrin die Mutter, als diese sie vom Kindergarten abholt. „Tja“,, meinte diese, „auf dem Kalender beginnt er morgen, aber wann er wirklich Einzug hält, kann ich dir auch nicht sagen.“ Enttäuscht scharrt die Kleine mit der Stiefelspitze im letzten, schon recht grauen Schnee, am Straßenrand.
Vom Baum her hatte eine Amsel das Gespräch der beiden belauscht. Sofort macht sie sich auf in den Wald, zu den anderen Vögeln. „Habt ihr den Frühling schon gesehen?“, zwitschert sie ihr Lied, in den bereits grauenden Abend. Die anderen Vögel heben ihre Köpfe, schütteln ihr Gefieder und schweigen. In dem Moment kommt Springschnell, das Eichhorn vorbei. „Ihr sucht den Frühling?“, fragt er. „Ich habe ihn soeben gesehen. Am Waldrand schauen bereits die Krokusse aus der Erde.“ Jetzt wollen es alle wissen und die Vogelschar macht sich, laut tirilierend, auf zum Waldrand, um zu sehen, ob Springschnell die Wahrheit sagt. Wie freuen sie sich, als sie ebenfalls sehen, wie ein bunter Blumenteppich beginnt sich auszubreiten.
Da hat die Amsel eine Idee. „Wer kommt mit, zum Forsthaus, zu Katrin, morgen früh bei Sonnenaufgang, um ihr den Frühling zu verkünden?“, zwitschert sie in die Runde. Alle Vögel sind bereit zu diesem Frühkonzert. Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, weckt ein fröhliches Frühkonzert aus vielen Vogelstimmen das Mädchen. Katrin lauscht, springt aus dem Bett, öffnet das Fenster und läuft zur Mutter. „Mutti!“, ruft sie. „Es stimmt, was im Kalender steht, der Frühling beginnt heute!“ Begeistert zieht sie die Mutter ans offene Fenster. „Hör, hör nur! Die Vögel verkünden es!“ „Du hast recht“, bestätigt die Mutter, „heute beginnt der Frühling. Wenn ich dich heute Nachmittag vom Kindergarten abhole, werden wir ihn suchen gehen.“ Begeistert berichtet Katrin ihren Freunden und Frau Mayer im Kindergarten davon. Heute wird sie, mit der Mutti, den Frühling suchen gehen. © Christina Telker