Urlaub zu Dritt
Frau Amsel blinzelte in den jungen Morgen und sah sich nach allen Seiten um. 'Nichts Neues', stellte sie fest. ‚Immer das Gleiche. Die Kinder sind längst flügge, jeder geht seiner Wege und tut, was ihm gefällt, und ich sitze immer auf derselben Stelle. Mein Wald, meine Wiese, das wars.' Schon lange hatte sie auf ihren Flügen zwischen der Stadt und dem Park die Menschen beobachtet, wie sie alljährlich im Sommer in den Urlaub fahren. Erholt und gutgelaunt kehren sie zurück. Das möchte ich auch, hatte sie sich schon lange vorgenommen. Jetzt, wo der Sommer auf seinen Höhepunkt zusteuerte, würde sie endlich, nach Jahren, ihr Vorhaben wahr machen und sich ihren Traum erfüllen.
Noch einmal dreht sie eine Runde über der Wiese. Auf der alten Kastanie traf sie Frau Blaumeise und erzählte ihr von ihrem Plan. „Das ist eine gute Idee", tat diese kund. "Da komme ich mit." "Oh, wie schön", freute sich Frau Amsel, „so wird es gleich viel amüsanter." Beide verabredeten sich am nächsten Morgen in aller Frühe bei Sonnenaufgang aufzubrechen.
Weiter flog Frau Amsel und traf auf der Birke Herrn Grünfink und erzählte auch ihm ihren Plan. „Da bin ich dabei", flötete der Grünfink gutgelaunt.
So trafen sich Amsel, Blaumeise und Grünfink am nächsten Morgen zu einem gemeinsamen Ausflug. Zu dritt wollten sie die Welt erkunden. Die erste Rast legte sie am Dorfteich ein. Gönnten sich ein reichliches Mahl an Mücken und Larven, unterhielten sich mit dem Teichfrosch, der es sehr bedauerte, dass er nicht fliegen kann, und starteten nach einer ausgiebigen Pause, um weiterzureisen. Erst am Abend machten sie im Tannenwald Halt, um ein Nachtquartier zu suchen. Auch hier schlossen sie schnell Freundschaft. Frau Amsel unterhielt sich mit Herrn Igel, als sie ihn auf der Suche nach einem fetten Wurm am Waldboden traf. Blaumeise und Grünfink suchten in luftiger Höhe nach Nahrung. Auf einer alten Kiefer schlugen sie ihr Nachtquartier auf.
Am nächsten Morgen ging der Flug gut gestärkt weiter. Sie kamen an einen Zeltplatz, auf dem mehr als genug Nahrung zu finden war, nahmen ein Bad am Seeufer und sangen ein Lied der Freude in den Wipfeln der Linde.
Als sie nach einer Woche wieder in ihren Wald heimkehrten, stellten sie fest, dass es auch hier recht schön sei und konnten jetzt so manches Neue in ihrer Heimat entdecken. „Ganz so langweilig wie wir dachten, ist es hier doch nicht", stellte Frau Blaumeise erfreut fest und die beiden Freunde stimmten ihr zu. (Christina Telker)