Sinnend schaute die Eule ins Land hinein. „Endlich ist der lange Winter vorüber“, dachte sie bei sich und hielt Ausschau nach dem ersten Mäuschen, das sich verirrte. Im Winter war Schmalhans Küchenmeister gewesen, jetzt freute sie sich auf einen recht fetten Happen. Überall gab es neues Erwachen. Die Frühlingsblumen blühten um die Wette.

Uschi hatte heute ein Körbchen, prall gefüllt mit den ersten Blumen, für die Mutter gepflückt. Glücklich streifte sie durch Wald und Feld. Uschi liebte die Tiere und Pflanzen über alles. Sie nahm sich viel Zeit zum Beobachten. Sie kannte jeden Käfer und jeden Vogel. Dort, ihr Lieblingsbaumstumpf. Hier ruhte sie gerne aus und träumte vor sich hin. Auch heute saß Uschi hier, als sie plötzlich vor sich eine kleine Blüte sah.  Das war nichts Besonderes, denn Uschi war hier überall von Blumen umgeben. Auf dieser Wiese blühte es fast in Fülle. Darum war sie ja so gerne hier. Jede Blüte hatte ihre eigene Geschichte.

Aber was Uschi heute sah, war schon etwas Besonderes. Diese Blüte, die sie gerade beobachtete, öffnete sich ganz behutsam und ihr entstieg eine winzig kleine Elfe. Uschi hielt vor Staunen den Atem an. „Das gibt’s doch nicht“, dachte sie bei sich. Aber die Elfe reckte und streckte sich und schaute sich dabei um. Es dauerte auch nicht lange und ein wunderschöner Schmetterling kam angeflogen. Setzte sich auf genau die Blüte, der eben die kleine Elfe entstiegen war und schien sich mit ihr zu unterhalten. Die Elfe stieg auf den Rücken des Schmetterlings und dieser erhob sich in die Lüfte. Wie im Traum stand Uschi auf und lief dem zauberhaften Schmetterling hinterher.  Fröhlich segelte der kleine Papillon über die Wiese, um am Ende auf einer ganz besonders hübschen Blüte zu landen. Uschi war den beiden die ganze Zeit gefolgt. Nun begleitete sie mit den Augen jede Bewegung des Schmetterlings. Die kleine Elfe glitt behutsam vom Rücken des kleinen Falters.  Die kleine blaue Blume schien sehr stolz über diesen Besuch zu sein, denn sie neigte sich, als wolle sie sich vor dem Paar verbeugen. Plötzlich rief eine zarte Stimme, wie im Träume: „Uschi, komm ruhig näher.“

Uschi glaubte nun tatsächlich zu träumen. Das kann doch nicht sein, dachte sie. Aber schon wieder rief die kleine Elfe. Vorsichtig ging Uschi hin, zu der blauen Blume. „Hast du mich gerufen?“, fragte sie leise. „Ja, nun wo du uns gesehen hast, sollst du auch auf unserer Hochzeit zu Gast sein. Uschi neigte sich zu den Blumen hinunter, um sich die kleine Elfe etwas genauer anzusehen und sich zu bedanken. Die Kleine tanzte vor Seligkeit von Blüte zu Blüte.  Nun begann die Blumenhochzeit. Die Grillen stimmten ihre Instrumente, um zum Tanze aufzuspielen, die Hummeln spielten den Bass dazu. Uschi stand staunend daneben, mit offenem Mund. Sie war so überglücklich, soviel Schönheit erleben zu dürfen.

„Du durftest bei uns bleiben und mitfeiern, weil du uns immer beschützt hast. Weil du immer ein offenes Auge und Ohr für die Natur hattest“, erklärte die Elfe. Viele rote Heckenröschen hatten sich zu kleinen Herzen zusammengeschlossen. Mit einem Festmahl aus Sonnentau und Honig, den die Bienen als Geschenk brachten, endete das Fest. Als alle Gäste gegangen waren, nahm die kleine Fee auf dem Rücken ihres Gemahls Platz und sie flogen auf den schönsten Baum dieser Wiese. Ganz langsam ging Uschi zurück nach Hause. Noch lange träumte sie von diesem wundervollen Erlebnis. © Christina Telker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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