Die kleine Nixe vom Waldsee

 

„Ist das heute wieder ein schöner Tag!“ Resi lachte schon beim Wecken der Mutti zu, als sie an ihr Bett trat, um sie zu wecken. Für sie war es das Schönste, wenn sie morgens von der strahlenden Sonne begrüßt wurde. „Dann kannst du ja nach dem Frühstück mit Waldi durch den Wald tollen“, meinte froh die Mutter. „Ich muß in die Stadt, du weißt, Oma hat am Sonntag Geburtstag. Ich will sehen, etwas Hübsches für die sie zu besorgen. Hast du vielleicht einen Vorschlag, was wir ihr schenken könnten?“ „Ich werde nachher ein Bild für sie malen, da freut sie sich immer drüber“, gibt Resi gutgelaunt zur Antwort. In Gedanken ist die schon mit ihrem Bild beschäftigt. „Tu das meine Kleine, ich bringe dir auch extra neue Stifte aus der Stadt mit.“

Als Resi die Morgenwäsche hinter sich und die Zähne geputzt hatte, lief sie vors Haus und rief ihren Hund: „Waldiii!“ Dieser kam auch sofort freudig angestürmt und sprang an seiner kleinen Freundin hoch. „Komm Waldi, Gassi gehen“, lockte Resi den Vierbeiner und beide stürmten freudig los. Resi liebte ihren Wald, indem es so herrlich nach Tannen duftete. Jetzt im Juli mischte sich auch der Duft von Pilzen mit hinein. Das Mädchen kannte die Pilze sehr genau und hatte schon oft fürs Abendbrot welche gesammelt. Heute hatte sie ihr Körbchen in der Eile vergessen. ‚Dann gehe ich eben später noch einmal und hole sie‘, nahm sie sich vor. „Na Waldi, wer von uns beiden ist als Erster bei See?“, spornte sie ihren Dackel an und rannte los. Waldi mochte diese Wettläufe mit seinem kleinen Frauchen sehr und lief voller Begeisterung hinter Resi her. 

Sonst rannte Waldi sofort weiter ins Wasser hinein. Heute blieb er am Ufer stehen, schnuppernd legte der sein Köpfchen mal nach rechts und mal nach links. „Was hast du nur, bist du plötzlich wasserscheu?“, neckte Resi, setzte sich ans Ufer, zog Schuhe und Strümpfe aus und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Nach einem kurzen Weilchen quiekte sie lustig auf. „He, wer kitzelt mich da an den Beinen? Ich wusste gar nicht, dass hier Fische sind!“ Resi beugte sich tiefer in den See, um Ausschau nach den kecken Fischen zu halten, die mit ihren Füßen gespielt hatten.

 Da, plötzlich, verlor sie den Halt, plumpste ins Wasser und wurde sofort wie von einer unsichtbaren Hand hinab auf den Grund des Sees gerissen. Jaulend lief Waldi noch einige Zeit am Ufer auf und ab, bis er sich besann und im Galopp nach Hause eilte.

Die Mutter war gerade wieder vom Einkauf zurückgekommen und wunderte sich sehr über das Verhalten des Hundes. Waldi tat, als wolle er ihr etwas zeigen und führte sie, in dem er immer wieder jaulend vorausrannte, an den Waldsee. „Resi, Resi!“, rief die Mutter und suchte den Wald um den See herum ab, doch Resi blieb verschwunden.

Das Gleiten auf den Grund des Waldsees war so geschwind

gegangen, dass Resi erst in einem zauberhaften, versunkenen Schloss wieder zu sich kam. „Ich bin Sue und lebe schon seit vielen tausend Jahren in diesem See. Heute wünschte ich mir wieder einmal etwas Gesellschaft, weil es so langweilig war, da sah ich dich am Ufer sitzen und holte dich hinab zu mir.“ Resi war so erstaunt, dass sie alles um sich vergaß. „Ist das schön hier bei dir!“, staunte sie nur. Nun führte die kleine Nixe das Mädchen durch ihr Unterwasserreich. Resi kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, so begeistert war sie von ihrer neuen Freundin, dass sie Zeit und Raum vergaß. Als sie sich an daheim erinnerte, waren bereits einige Tage vergangen, da die Zeit unter Wasser anders zählt als die im Menschenreich. Sie hatten mit Muscheln gespielt, Krebse wurden vor eine Kutsche gespannt und los ging die tollte Fahrt auf dem Seegrund.  Immer wieder zeigte Sue dem Mädchen neues und spannendes, so daß Resi gar nicht spürte, wie die Zeit verging. „Es ist wunderbar bei dir, so möchte ich auch leben, aber ich glaube, meine Mutti wird sich schon ängstigen, ich muss wohl nach Hause“, fiel es Resi jetzt ein. „Kommst du mich auch wieder einmal besuchen?“ Die kleine Nixe war etwas traurig. „Gerne, wenn ich darf?“, versprach Resi.  „Bisher hat kein Mensch die Aufgabe lösen können. Nur, wenn du sie löst, kannst du wiederkommen.“ „Welche Aufgabe?“, wollte Resi nun wissen. „Egal wie sehr man dich auch bedrängt, du darfst keinem erzählen, dass es mich gibt und dass du bei mir warst! Sonst ist der Zauber verschwunden und du findest mich nie wieder.“ „Diese Aufgabe zu erfüllen wird mir nicht schwerfallen“, freute sich Resi beim Abschied. Nun ging’s im Galopp nach Hause, ihr Versprechen, das Resi gegeben hatte, hielt sie und freute sich schon aufs Wiedersehen mit der kleinen Nixe.

 (Christina Telker)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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