Stolz kam Klaus an diesem Nachmittag vom Kindergarten nach Haus. Jutta, seine Erzieherin, hatte mit der Gruppe Kerzen aus Wachsresten gegossen. Dies war ein besonderes Erlebnis für die Kleinen. Das ganze Jahr über hatten die Kinder Wachsreste, die sonst entsorgt werden, gesammelt und mit in den Kindergarten gebracht. Jutta sortierte alles fein säuberlich nach Farben und versprach den Kindern eine Überraschung. Heute war es nun so weit. Als die Kinder am Morgen in den Kindergarten kamen, stand ein Tisch in der Mitte des Gruppenraumes und auf ihm standen alte Konservendosen. In jeder Dose waren unterschiedlich viele Wachsreste, nach Farben geordnet. Im Moment staunten die Kleinen nur, konnten jedoch nichts damit anfangen. Als alle Kinder anwesend waren, lüftete Jutta das Geheimnis.

„Was haben wir am Sonntag für einen Tag?“, fragte sie die Kinder. Natürlich wussten alle die Antwort, es war der 1. Advent. Zu diesem Tag könnt ihr in diesem Jahr eine Kerze mit nach Hause nehmen, und zwar eine selbst gegossene, ganz nach euren Wünschen und Vorstellungen.“ Aufgeregt redeten die Kinder durcheinander, denn sie konnten sich nicht vorstellen, wie das gehen soll. Nach der ersten Aufregung erklärte Jutta, wie man Kerzen gießt. Mucksmäuschenstill saßen die Kleinen, um ja kein Wort zu verpassen.

Nun durfte sich jeder eine Form aussuchen, in die er sein Wachs gießen würde. Klaus wählte einen Stern. Am Anschluss ging es an die Auswahl der Farben. Selten lag so viel Spannung in der Luft, wie an diesem Tage. Als die Kinder am Nachmittag nach Hause gingen, brachte jeder ein hübsch eingewickeltes Päckchen mit heim. Still versteckte es Klaus in seinem Schrank im Kinderzimmer. Das war für ihn wohl mit das Schwerste, dies Geheimnis für sich zu behalten, aber er hatte es sich fest vorgenommen.

Als am Sonntagmorgen die Mutter die Familie zum Frühstück rief, stellte Klaus sein Päckchen auf den Küchentisch. Es gab keinen, vom dem diese schöne Kerze nicht bewundert wurde. „Wir werden sie zum Kaffee anzünden, wenn es dir recht ist“, schlug die Mutter vor. Gerne stimmte Klaus zu und freute sich jetzt schon auf den Nachmittag. ‚Würde die Kerze auch wirklich brennen? ‘, überlegte er sich manches Mal. Dann kam der große Moment und die Kerze brannte. Sie verbreitete ein schönes, harmonisches Licht auf der Kaffeetafel. Als der Tisch abgeräumt war, las die Mutter noch eine Weihnachtsgeschichte vor. Die ganze Zeit hatte Klaus seine Kerze beobachtet. „Mutti“, meinte er nun etwas traurig, „die Kerze ist ausgebrannt, gleich wird sie verlöschen.“ „Ich habe eine Idee“, sagte nun die Mutter. Sie nahm eine Kerze vom Adventskranz und zündete diese an der verlöschenden Flamme der Sternkerze an. „So wird deine Kerze immer weiter leuchten in all den anderen Kerzen des Adventskranzes und uns durch die Adventszeit begleiten.“ „Oh, Mutti, das ist eine tolle Idee! Danke!“, jubelte der Junge. Seine Kerze war zwar erloschen, aber sie würde immer weiter leuchten in all den anderen Kerzen, denen sie von ihrem letzten Licht abgab. Gemeinsam sang die Familie noch ein Weihnachtslied, mit dem sie diesen 1. Advent ausklingen ließ. © Christina Telker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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