Gemeinsames Spiel

 

„Oma, ist dein PC schon an? Ich habe gestern ein neues Spiel bekommen, das möchte ich gleich einmal ausprobieren!“ Stürmisch begrüßt Paula ihre Großmutter und will auch schon an ihr vorbei ins Wohnzimmer. ‚Bei diesem kalten und unfreundlichen Wetter unternehmen wir gewiss nichts im Freien‘, dachte Paula bei sich. „Hallo, meine Große, das ist wohl nicht die richtige Begrüßung!“, liebevoll schließt die Großmutter ihre Enkelin in die Arme. „Unseren Tag hatte ich mir eigentlich etwas anders vorgestellt. Sieh, mit deinem Computerspiel kannst du auch am Nachmittag zu Hause immer noch spielen, dieser Tag gehört uns, so hatten wir es einmal vereinbart.“ Paula verzieht etwas den Mund: „Kannst du nicht einmal eine Ausnahme machen?“, bettelt sie. „Natürlich kann ich auch mal eine Ausnahme machen, es fragt sich nur, ob es dann bei der einen Ausnahme bleibt und ob uns das so, wirklich, gefallen würde“, gibt die Großmutter zu bedenken. „Nun komm erst einmal herein, wir wollen zuerst gemeinsam frühstücken. Ich habe gerade deine Lieblingsbrötchen vom Bäcker geholt. Riechst du, wie fein sie duften?“  Schon ist Paula ausgesöhnt und setzt sich an den Frühstückstisch. Als sich beide die Brötchen mit der selbstgemachten Marmelade, die Paula ganz besonders liebt, munden lassen, beginnt Oma mit der gewohnten Rätselrunde: „Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist blau.“ Das Spiel kennt Paula und sie liebt es. Sie beginnt sich umzuschauen, was in Omas Küche wohl blau sein könnte. Sie weiß genau, Oma macht es ihr nicht gerade leicht den passenden Gegenstand mit der genannten Farbe zu finden. Viel Freude haben beide beim Erraten der Farben. Als sie die Küche verlassen, holt Oma ein altes Memory aus dem Schrank. „Na, dann wollen wir doch mal sehen, wer sich die Gegenstände besser merken kann, du oder ich“, fordert die Großmutter ihre Enkelin auf.  Abwechselnd gewinnen sie das Spiel, an dem auch Paula viel Freude findet. Lange schon denkt sie nicht mehr an ihr Computerspiel.

Jetzt gehen wir beide in den Garten, ich werde dir etwas zeigen. In der Laube öffnet die Großmutter den alten Küchenschrank und holt einige längst vergessene Würfelspiele heraus. Paulas Augen werden immer größer, am liebsten möchte sie alle gleichzeitig anschauen und spielen. „Komm, es ist kalt hier draußen. Wir gehen wieder ins Haus und du schaust dir die Spiele in aller Ruhe an.“ Es vergeht eine Weile, bis Paula sich für ein Spiel entschieden hat. Sie kann kaum all das Neue erfassen, was hier ihr Auge zu verarbeiten hat. Natürlich muss Oma von ihren Kindheitserinnerungen berichten und davon, wie sie einst mit den Geschwistern diese Spiele spielte.

 Wie im Fluge vergeht der Tag bei der Großmutter. Als sich beide am Nachmittag verabschieden, erkundigt sich die alte Dame: „Sag, hast du etwas vermisst oder ging es auch ohne Computerspiel?“ „Es war herrlich bei dir, Oma! Gerade die alten Spiele mit dir zu spielen, war etwas ganz Besonderes. Das wiederholen wir in der nächsten Woche!“, freute sich Paula begeistert. Für beide war es ein schöner, gemeinsamer Tag. (Christina Telker)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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