Längst waren alle Blumen verblüht. Eisige Kälte erfüllte die Luft. So manchen Tag deckte der Nebel vom Morgen bis zum Abend seinen Schleier über die Welt. Die Stimmung der Menschen sank auf den Nullpunkt. Immer wieder sah Petrus aus seiner Wolke vom Himmel herab auf die Erde und dachte bei sich: ‚Das gefällt mir gar nicht. Bald beginnt die Weihnachtszeit. In dieser trüben Zeit kann sich ja niemand so recht freuen. Ich möchte aber, dass die Menschen froh in die Adventszeit gehen. ‘ Er überlegte und überlegte, dann hatte er eine Idee. Sofort ließ er eine Versammlung der Weihnachtsengel einberufen. „Habt ihr eigentlich mal darüber nachgedacht, dass im November kaum noch Blumen blühen?“, fragte Petrus die Engel, als sie vor ihm standen. „Worüber sollen sich die Menschen freuen, wenn es kaum Blumen gibt? Es ist viel zu kalt, der Wind weht rau“, antwortete ein kleiner Engel. „Genauso ist es, darum gibt es kaum Blumen“, wiederholte Petrus, „und daran werdet ihr jetzt etwas ändern! In einer Woche kommt ihr wieder zu mir und sagt mir, was euch dazu eingefallen ist!“ Mit hängenden Flügeln verließen die kleinen Engel das Wolkenreich. ‚Eine Blume in dieser 56 kalten Zeit, wie sich Petrus das vorstellt‘, überlegten sie immer wieder. Um die Menschen zu erfreuen, sollten die Blumen schöne Farben haben, sie sollten dauerhaft blühen und der Frost dürfte ihnen nichts anhaben. Sie müssten zart und fein aussehen, aber stabil wie Stroh sein. Die Engel flogen über das Land und sahen in jeden Winkel, um irgendwo noch ein Blümchen zu entdecken. Hier und da fanden sie kleine Astern oder Dahlien, denen es gelungen war, sich vor dem rauen Wind zu verbergen. Da hatte der kleinste Engel eine Idee. Er sammelten alle Blumen, die ihm begegneten in ein Körbchen, dann stellte er den Korb vor sich auf die Wolke und sprach: „Ich wünschte mir, ihr wäret winterhart, leuchtend bunt, voller Farbenpracht, stabil wie Stroh und möglichst klein, damit der eisige Wind euch nicht zerbrechen kann.“ Als der kleine Engel sah, dass sein Wünschen geholfen hatte, nannte er die Blumen in seinem Korb, Strohblumen. Mit diesen Blumen stellte er sich nach Ablauf der Frist bei Petrus vor: „Wie gefallen sie dir? Sie leuchten in allen Farben, sind stabil wie Stroh und kein Wind und Wetter kann ihnen etwas anhaben.“ „Das war eine gute Idee“, lobte Petrus. „Die Strohblumen werden die Herzen der Menschen erfreuen. Sie werden den ganzen Winter überdauern und mit ihren Farben einen Strahl der Sonne in die dunkle Zeit bringen.“ Erfreut flog der kleine Engel eine extra Runde über die Erde und streute überall den Samen der Strohblumen aus. © Christina Telker