Vor vielen, vielen Jahren, als Gott Vater die Erde erschuf, dachte er auch an die vier Jahreszeiten. ‚Im Frühjahr soll die Natur erwachen‘, dachte er bei sich. ‚Gräser und Pflanzen werden neu erblühen. Vögel ihre Nester bauen und die Tiere ihre Jungen zur Welt bringen.
Den Sommer möge die Natur in Freude und Pracht leben und die schöne Zeit genießen.
Dem Herbst verleihe ich besonders viel Farbe, damit der Abschied vom Sommer nicht so schwerfällt. Die Früchte, die im Sommer reifen, sollen im Herbst geerntet werden und als Nahrung für den Winter dienen. Tiere und Menschen werden sich Vorräte anlegen, um die kalte Jahreszeit des Winters zu überbrücken, in der alles Leben zur Ruhe kommen soll. ‘
Nun wollte Gott sehen, ob alles seine Ordnung hatte und das Jahr so ablief, wie er es sich vorstellte.
Wieder einmal streifte er durch den Garten Eden. Da – was war das? Ein leises, zartes Läuten durchzog die Luft. Gott ging dem Klang nach und wollte sehen, wer diesen lieblichen Ton hervorbrachte. Er musste erst sehr nahe herangehen, um das kleine, unscheinbare Pflänzlein zu entdecken. „Du läutest so schön und doch sieht man dich kaum“, sprach er das Blümlein an. „Das kommt, weil ich keine Farbe habe“, entgegnete das Blümlein mit seiner zarten Stimme. „Da habe ich wohl etwas Wichtiges vergessen! So eine schöne Stimme muss auch eine schöne Farbe bekommen. Es ist Frühling, die Sonne lacht nur so vom Himmel. Du sollst die Farbe der Sonne bekommen, sie soll dich mit ihren Strahlen bemalen. Weil morgen Ostern ist, will ich dich Osterglocke nennen“, bestimmte er. Glücklich strahlte die Osterglocke und läutet seitdem jedes Jahr zur Frühlingszeit das Osterfest ein. © Christina Telker